„Eine Schule muss im Gespräch bleiben…“

Die Online-Schülerzeitung befragt jedes Jahr im Januar unseren Schulleiter Herrn Slowig zu den unterschiedlichsten Dingen aus dem Schulalltag, dem Campus Kastanienallee oder zu neuen Baumaßnamen am CWG. Erfahrt hier, im zweiten Teil des diesjährigen Interviews, interessante Informationen und Hintergründe zum Ausscheiden aus dem Zukunftsstadtwettbewerb und zum Bau des Mehrzweckgebäudes.

  • von Theodor Wolf/9c
  • Foto: Theodor Wolf/9c
  • Digitalisierung der Audiodatei: Clemens T. Kral/12b; Theodor Wolf/9c

{Das Interview wurde bereits Ende Januar 2019 geführt. Alle Aussagen beruhen daher auf dem Kenntnisstand vom Interviewzeitpunkt.}

 Teil 2 von 3 des fünften Januarinterviews: 

  1. Was war die genaue Begründung oder was waren ausschlaggebende Gründe für das Ausscheiden aus dem Wettbewerb „Zukunftsstadt 2050“?

„Das Konzept [der Stadt Halle (Saale)] ist sehr gelobt worden, von verschieden Stellen, auch nochmal von den Entscheidern. Der Verantwortliche von der Stadt, Herr Dr. Fliegner, der sich darum auch sehr gekümmert hat, war auch sehr niedergeschlagen, weil er selber keine transparente Begründung bekommen hat. Juryentscheid ist Juryentscheid. Du suchst 8 Städte aus und sagst zu den anderen „Das war auch ein super Konzept, aber wir haben uns für die anderen entschieden“. Da können viele Faktoren eine Rolle gespielt haben. Was auch jetzt im Nachgang bekannt geworden ist, ist, dass plötzlich für diesen Wettbewerb bei Weitem nicht mehr so viel Geld im Bundeshaushalt eingeplant war wie ursprünglich anvisiert. Das heißt, Dresden ist z.B. weitergekommen, hat aber statt der erhofften zweistelligen Millionen-Förderhöhe gerade mal eine Million Förderung bekommen. Das ist für so ein Projekt nicht viel und hätte uns auch nicht so viel weitergeholfen. Ja, also, das war für uns schon ein schwerer Schlag, das will ich gerne zugeben, denn wir hatten, vor allem, was die Entwicklung des gesamten Schulstandortes betrifft, natürlich große Hoffnungen hineingesetzt. […] Das ist ein Prozess gewesen, der über zwei Jahre gelaufen ist, und es waren unheimlich viele Freitagnachmittage, Abendveranstaltungen mit Workshops zum Thema „Wie entwickeln wir hier, in Halle-Neustadt, und am Weinberg etwas weiter?“.  Dadurch sind vor allem unheimlich viele Akteure zusammengekommen, die so im Alltag nicht unbedingt zusammenarbeiten: Schulen, Wohnungsgenossenschaften, Künstler mit ihren Projekten, Wissenschaftler von der Universität, Quartiermanager, Bibliotheken usw. Das war der eigentliche Wert. Dafür bin ich auch sehr dankbar, dass so viele Neustädter zusammengesessen haben und gesagt haben: „Komm, wir wollen hier was losmachen.““ 

  1. Wie soll es nach dem Ausscheiden aus dem Wettbewerb weitergehen?

„Einige Akteure engagieren sich weiter: Das Fraunhofer Institut wird am Ball bleiben und wir werden ein „Maker-Space“, also ein Mini-Labor in Form von drei Containern, die wir selber mitgestalten, hier bei uns auf dem Schulhof bekommen. Diese Container sollen sowohl für den Unterricht also auch für außerunterrichtliche Arbeit genutzt werden. Das Fraunhofer Institut engagiert sich da sehr stark, und mit der Idee „Maker-Space“ soll die Verbindung zwischen Weinberg Campus und unserem Standort hier an der Kastanienallee gestärkt werden. Natürlich wäre es mit den Bundesmitteln leichter gewesen. Halle darf sich übrigens auch weiter bzw. das Projekt darf sich weiter „Zukunftsstadt“ nennen. Das ist noch einmal ein Beleg dafür, dass die Bewerbung die Qualitätsanforderung absolut erfüllt hat. […]

Der Bau des Mehrzweckgebäudes steht fest. Mit dem Haushalt 2019 ist der Bau eines Multifunktionsgebäudes für den Campus Kastanienallee beschlossen worden. Es gibt jedoch mehrere Varianten. Man wollte zwei Förderprogramme anzapfen. Das erste hat jetzt nicht funktioniert, inzwischen ist die favorisierte Variante aufgrund der Fördermittelsituation so, dass man überlegt, aus dem Studentenwohnheim „herauszubauen“.

Um das mal vereinfacht zu sagen, das Studentenwerk wird das Wohnheim [das Hochhaus am Parkplatz des CWG] Ende 2019 aufgeben. Die Studenten werden also hier ausziehen, die Immobilie wird verkauft, und die Stadt hofft, dass sie das zu einem symbolischen Preis kaufen kann. Dann wird der Rückbau, also der Teilabriss gefördert. Man muss im Grunde genommen nur zwei, drei, eigentlich nur eine Etage stehen lassen und könnte dann ausbauen. Alles mit dem gleichen Förderprogramm. Das ist jetzt der aktuelle Plan. Wir haben nochmal in der letzten Woche zusammengesessen und die Verantwortlichen haben überlegt, ob man nicht einige Einrichtungen von der Universität, z.B. bestimmte Büros, dort mit reinnehmen könnte. Oder man sagt, man lässt nicht nur eine Etage stehen, sondern fünf, sechs und hätte damit noch mehr Platz für eine Aula und Mensa, Teamräume oder ähnliches – es dürfen leider keine Unterrichtsräume sein. Da ist vieles denkbar, nur muss ich wiederum kritisch sagen, wir haben nun drei Varianten schon erlebt. Wir hatten schon das tolle Architekturbüro dagehabt. Die hatten diese Variante auch schon. Es wird nun mal Zeit, nicht noch über die zehnte Variante drei Jahre zu reden, sondern dass hier mal was passiert. Und das erwarte ich eigentlich auch. Das zweite ist, das erwarte ich in dem Zusammenhang ebenso, dass der Schulhof, der im letzten Jahr nicht saniert werden konnte, endlich gemacht wird. Da werden wir einen neuen Anlauf machen, und ich habe die ersten positiven Signale erhalten. Es geht dabei nicht nur um so eine kleinflächige Sanierung, sondern schon um einen richtigen Aufschlag und auch eine größere Geldsumme, die uns da zur Verfügung stehen könnte, sodass der Schulhof 2020 bzw. 2021 unser nächstes Projekt ist. Und auch mit einem modernen Schulhof ist uns geholfen. Das müssen wir deutlich sagen. Wir werden im Sommer erleben, dass die Gemeinschaftsschule ausziehen wird und dass dort die Sanierung erfolgt.  Baugeschehen sind nie so einfach, aber eins ist immer wichtig: Solange an einer Schule herumgebaut und herumgefriemelt wird, solange lebt sie! […]“

  1. Gibt es schon einen konkreten Zeitplan, wenn das Studentenwohnheim Ende 2019 aufgegeben wird?

„Also, bis 2021 sollte ursprünglich die kleine Variante des Mehrzweckgebäudes fertiggebaut sein. Aufgrund dieser Geschichte ist ein realistischer Fertigstellungstermin erst für 2022 angesetzt. Es gibt eine Verpflichtung zum Bau, die verbindlicher ist als im Vorjahr. Das heißt, sowohl die Verwaltung als auch der Stadtrat haben sich zum Bau bekannt, ja, in welchem Jahrtausend freilich nicht … das zu sagen, wäre jetzt überkritisch. Wir sind damit wirklich einen Schritt weiter. Bisher war das ja nur ein guter Wille, aber jetzt ist es Beschlusslage. Das heißt aber noch nicht, dass morgen hier die Bagger anrollen. Der nächste Schritt wird sein, dass hoffentlich im Frühjahr 2020 dann der Rückbau bzw. Abriss erfolgt. Das würde uns schon sehr helfen. […]“

  1. Was hätten wir beim Zukunftsstadtwettbewerb vielleicht besser machen können?

„Vielleicht war es, ich will nicht sagen ein Fehler, aber eine Sache, die den Organisatoren passiert ist. Sie haben sich sehr auf unsere Schule, auf unseren Standort versteift. Es ging um klimaneutral, zukunftsoffen und so weiter. Und sie haben, wofür ich auch sehr dankbar war, sich sehr auf diesen Campus als Aktionsfeld eingelassen und damit vielleicht andere Felder der Bewerbung in der letzten Runde nicht vernachlässigt, aber geringer gewichtet. Vielleicht ist ihnen das auf die Füße gefallen, dass der eine oder andere gesagt hat: „Wisst ihr, eine Schule auszubauen, dafür braucht ihr die Zukunftsstadt nicht.“ Aber das ist reine Spekulation. Wir haben wirklich ein tolles Konzept in Windeseile gemeinschaftlich aus dem Boden gestampft und haben sämtliche Projekte, die es in der Phase gab, hier unterstützt. Von Plastikpiraten über die Sache mit dem Wandbild. Alles, was hier war, hat hier eigentlich zum Erfolg geführt. Ich bin ja gerne kritisch, aber da können wir uns wirklich in den Spiegel schauen, was wir in der Zukunftsstadt beitragen konnten, haben wir gebracht. Ich glaube auch nicht, dass das alles umsonst war, denn es sind tolle Sachen entstanden und wir haben viele Akteure in der Stadt darauf aufmerksam machen können, dass hier eine tolle Schule ist.

Und solche Sachen wie das Wandbild haben zwar Ärger mit sich gebracht, aber Publicity in positiver und negativer Art ist heutzutage an der Tagesordnung. […] Eine Schule muss im Gespräch bleiben und ohne, dass es nur noch darum geht, Publicity zu verbreiten, aber fürs Stillhalten und Arbeit nur nach innen, wird heute keiner mehr belohnt – man muss sich auch nach außen präsentieren.“

Wir bedanken uns bei Herrn Slowig für das ausführliche Interview und freuen uns schon auf das nächste und damit 6. Interview im Januar 2020!

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