Die neue Arbeitsgemeinschaft „Poetry-Slam“ um Frau Sonar lud am Freitag, dem 14.12.2018, zur „Weihnachtlichen Lesebühne“ ein. Kreative Dichter boten dem Publikum ihre originellen und überzeugenden Gedichte und Geschichten redegewandt dar und wetteiferten um jeden Punkt, den die Jury vergab. Mehr zu diesem vorweihnachtlichen Abend erfahrt Ihr hier.
- von Clemens T. Kral/12b
- Fotos: Clemens T. Kral/12b
Der erstmals veranstaltete vorweihnachtliche Poetry-Slam am Freitag, dem 14.12.2018, um 18:00 Uhr, bescherte viele interessierte ZuhörerInnen in der Aula unserer Schule. Neben ein paar SchülerInnen waren vor allem zahlreiche Eltern und auch LehrerInnen zu Gast. Möglich wurde dieser Abend durch die Gründung einer AG in diesem Schuljahr, nachdem zur Projektwoche im Januar 2018 bereits ein solches Projekt durchgeführt wurde. Geleitet wird diese von Frau Sonar, Lehrerin für Deutsch und Sozialkunde am CWG, unterstützend wirkt der „HALternativ e.V.“ mit, der regionale Künstler fördert und ebenfalls Poetry-Slams veranstaltet. Auf dieses Event hatten sich die Mitglieder der AG seit Oktober dieses Jahres ehrgeizig vorbereitet.
Doch wollen wir zunächst einmal klären, was Poetry-Slam überhaupt ist: Es handelt sich nämlich um einen Wettstreit, bei dem die Dichter ihre literarischen Texte dem Publikum in einer bestimmten Zeit (meist sind es fünf Minuten) vortragen. Der Vortrag wird dabei durch eine bestimmte Performance und Selbstinszenierung gestützt. Das Publikum entscheidet dann über die Qualität der Leistung und kürt am Ende einen Sieger.
Und so gestaltete sich auch der Ablauf an diesem Abend: Acht Personen aus dem Publikum bildeten die Jury und durften für jede Darbietung jeweils eine Wertung von 1 bis 10 vornehmen. Die Punkte wurden am Ende aufsteigend zusammengezählt, wobei der jeweils niedrigste und höchste Punktwert (also die beiden Randwerte) gestrichen wurden. Je höher der Punktwert, desto besser schnitt der Dichter oder die Dichterin ab.

Ein erfolgreicher Abend
Nachdem die Veranstaltung mit einem Klavierstück aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“ und der Begrüßung durch zwei Moderatoren festlich eingeleitet wurde, konnte sich das Publikum in einem Probedurchlauf an der Wertung versuchen. Joshua Paul Frymark (Klasse 11e), das sogenannte „Opferlamm“, machte den Anfang und überzeugte die ZuhörerInnen mit seinem allerersten Auftritt als „Slammer“. Frau Dietz, stellvertretende Schulleiterin und Lehrerin für Mathematik und Astronomie, wurde für den ersten Durchgang zur „Rechenfee“ ernannt, d.h., sie zählte alle Punkte zusammen. Trotz ihrer witzig gemeinten Aussage „Alle Schüler dieser Schule wissen, dass ich nicht rechnen kann.“, meisterte sie diese Aufgabe und schrieb 41 Punkte für Joshua auf.

Insgesamt 10 weitere Dichter kamen nacheinander auf die Bühne und zeigten Höchstleistungen bei ihren Darbietungen rund um weihnachtliche, persönliche und auch gesellschaftskritische Themen. Nach etwa der Hälfte aller Auftritte gab es eine Pause, in der die Gäste sich mit den Beteiligten unterhalten konnten. Für das leibliche Wohl sorgten die 11. Klassen mit leckerem Kuchen sowie heißen und kalten Getränken,

um ihre Abi-Kasse aufzufüllen. Die Publikums-Jury stimmte oft sehr positiv ab, sodass alle Poeten im Endstand dicht beieinander lagen. Die zwei am besten bewerteten SchülerInnen, Eva Sophie Bartzschke (Klasse 11d) und Anton Shulman (Klasse 10e), trugen ihre Texte im Anschluss noch einmal vor, um eine endgültige Entscheidung zu fällen. Schließlich konnte sich Anton, gemessen am Applaus der ZuhörerInnen, vor Eva mit seinen beiden eindrucksvollen Gedichten durchsetzen. Die drei Texte könnt Ihr weiter unten nachlesen.
Alle Dichter leisteten hervorragende Arbeit und wurden danach auf der Bühne geehrt. Damit war das kurzweilige, gut zweistündige Programm leider schon zu Ende. Den Gästen gefiel der weihnachtliche Abend jedenfalls sehr gut, sodass sie gerne eine kleine Spende in den Weihnachtsmützen ließen.

Die Gewinner-Texte
Welcher Text überzeugt Euch am besten? Lasst es uns mit einem Kommentar wissen!
Anton Shulman: Gedanken zur Weihnachtszeit (Platz 1)
Aahh, die Weihnachtszeit ist gekommen
Alle haben schon vom Essen zugenommen
Die letzten Plätzchen werden noch gebacken
Und alle sind noch eifrig beim Geschenke einpacken
Der Winter ist gekommen, der Schnee gefallen
Oh nein… wartet… wir sind in Deutschland – ist mir eingefallen
Der Winter in Deutschland, stabile acht Grad
Die Erderwärmung kommt und das ist das Resultat
Alle Kinder warten vergeblich auf den Schnee
Doch er kommt nicht… und es tut weh
Weihnachten ist bald da, alle freuen sich
Doch die Temperatur lässt uns leider im Stich
Ich vermisse den Winter, wie in meinem Heimatland Ukraine
Minus 30 Grad gehören dort zur Alltagsroutine
Doch man soll sich darüber freuen, was man hat
Jedoch vermisse ich Kiew, meine Heimatstadt
Anton Shulman: Die Heimat (Platz 1)
Durch die Aufstände auf dem Maidan fing alles an
Mein Land bekam Wunden, die es nicht mehr heilen kann
Mein Land zerbrach und wurde schwach
Viele Menschen verloren über ihrem Kopf ein Dach
Das Land wurde ärmer und die Umrechnung stieg
Viele junge Männer verloren ihr Leben im grauenvollen Krieg
Mit achtzehn gehen sie verpflichtet an die Front
Zitternd kämpfen sie, voller Angst, am Horizont
Wild mit der AK-47 schießen sie rum
Nach zwei schrecklichen Jahren wieder da, aber stumm
Bald sollte ich die deutsche Staatsbürgerschaft kriegen
Sonst müsste ich, wie die Jungs mit achtzehn, im Schützengraben liegen
Eva Bartzschke: Spielzeug (Platz 2)
Da sitzt ein kleiner Junge in seinem Zimmer,
vergraben unter einem riesigen Spielzeughaufen, hört man sein leises Wimmern. Er wimmert ganz leise.
In der einen Hand hält er seinen Bären, in der anderen seinen Ball.
Er kann sich nicht entscheiden, mit dem Bären kuschelt er stets sehr gerne, doch mit dem Ball spielt er immer so toll.
Dem kleinen Jungen ist jetzt aber nicht nach Spielen zumute, also nimmt er seinen Bären, er drückt ihn ganz fest an sich, so sitzen sie da:
Dicht an dicht, Gesicht an Gesicht.
Der Bär liebt den Jungen, aber der Junge den Bären nicht.
Denn er sieht den Ball dort in der Ecke liegen,
versucht ihn nicht zu beachten, aber das Mitleid scheint schließlich doch zu siegen. Jetzt lässt er den Bären zurück, versucht nun mit dem Ball sein Glück.
Doch jetzt wimmert der Bär ganz leise.
Der Junge spielt mit dem Ball,
er fühlt sich frei und schwerelos, ist nun all seinen Kummer los. Er wirft und fängt, wirft und fängt, wirft und… sieht,
wie der Ball kurz in der Luft hängt und dann zu Boden fällt.
Er landet direkt neben dem Bären,
er rollt nicht mal weg, er bleibt einfach liegen.
Der Junge sieht hin, versucht den Bären nicht zu beachten,
aber das Mitleid scheint schließlich doch wieder zu siegen.
So geht das ein paar Mal:
Erst hält der Ball her und dann der Bär.
So geht das Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Und schon bald kann man die Spuren sehen,
die dieses Hin und Her hinterlassen hat:
Dem Bären fehlt schon ein Ohr und dort, wo einmal sein rechter Arm war,
treten kleine weiße Watte-Wölkchen hervor.
Dem Ball fehlt schon die Luft,
hat ein paar Beulen und Dellen und ist auch gar nicht mehr so bunt, denn er hat alle seine Farben verloren.
Dem kleinen Jungen erfreut auch schon nichts mehr daran,
er legt den Bären mit dem Ball trotzdem erstmal in seinen Schrank. Wer weiß, wann er sie nochmal benutzen kann.
Und dann? Wühlt er wieder in seinem riesigen Spielzeughaufen und fragt sich: „Was könnte ich denn jetzt gebrauchen?“
Er hält in der einen Hand seine Rassel und in der anderen seinen roten Rennwagen, kann sich wieder nicht entscheiden und jetzt hört man sein leises Wimmern.
Er wimmert ganz leise.
Und im Schrank: wimmern auch Bär und Ball ganz leise; und bald wimmern auch Rassel und Rennauto ganz leise.
Und irgendwann sitzt der Junge ganz allein auf seinem Teppich ohne riesigen Spielzeughaufen und er wimmert ganz leise – nein – er weint sogar ganz laut!
Und aus Verzweiflung macht er seinen Schrank jetzt wieder auf…
Und die Geschichte war jetzt zwar erfunden,
aber allem Erfundenem liegt auch etwas Wahres zugrunde.
So ist der Junge vielleicht nicht mehr klein
und der Bär muss auch nicht wirklich ein Bär sein
Das, was ich meine:
Der Junge bist du, gar kein Kind mehr, aber trotzdem kindsköpfig immerzu
Und der Bär bin ich – ich mochte dich sehr, aber du mich scheinbar nicht wirklich.
Darf ich vorstellen: Das ist dein Gedicht!
Textquellen
► Poetry-Slam: https://de.wikipedia.org/wiki/Poetry-Slam
Datum/Uhrzeit: 21.12.2018 14:17:07
► „HALternativ e.V.“: https://www.halternativ-verein.de/ueber-uns/
Datum/Uhrzeit: 21.12.2018 14:17:26
► Gewinner-Texte: „Wettstreit der Dichter – Textsammlung der Poetinnen und Poeten des Christian-Wolff-Gymnasiums“ (2018)
Ein großer Dank an Frau Sonar und alle Beteiligten für den gelungenen Abend! Ihre wochenlange Mühe zahlte sich aus. Wir hoffen, dass bald wieder eine Poetry-Slam-Veranstaltung unser Schulleben bereichern wird! Außerdem möchten wir uns herzlich für das Einverständnis der Veröffentlichung der Texte bedanken.
